Stephan Leyhe im Interview
Vor dem Startschuss zur Nordischen Ski-WM in Lahti
Stephan Leyhe: „Mein Ziel ist der Start in allen WM-Wettbewerben“
Die Saison läuft richtig gut für Skispringer Stephan Leyhe vom Ski-Club Willingen. Mit Platz fünf im Einzel-Weltcup bei der Olympia-Generalprobe in PyeongChang hat der 25-jährige Schwalefelder sein bislang bestes Karriereresultat erzielt und den Schanzenrekord auf der Olympiaschanze von 2018 auf 139,5 Meter geschraubt. Als Lohn für die guten Leistungen fliegt der „Upland-Adler“ zu seiner ersten Nordischen Ski-WM nach Lahti, wo vom 22. Februar bis zum 5. März 700 Athleten in den nordischen Skisportarten aktiv sind und 150.000 Zuschauer erwartet werden. „Mein Ziel ist es, in allen Wettbewerben am Start zu sein“, sagt Stephan Leyhe selbstbewusst. Mit den guten Leistungen wachsen auch die Ansprüche des Silbermedaillengewinners im Team bei der Skiflug-WM 2016. Zwischen der Ankunft von der strapaziösen Heimreise aus Südkorea und dem Abflug zu seinen ersten Weltmeisterschaften nach Finnland sprach Weltcup-Pressesprecher Dieter Schütz mit seinem Vereinskameraden über die bisherige Saison und die anstehenden Ziele bei der WM.
Stephan, nach der langen Reise aus PyeongChang bist du bestimmt ziemlich müde. Wie lange seid ihr unterwegs gewesen? Was machst Du aktuell? Wann geht es los zur WM nach Lahti?
Stephan Leyhe: Ja, die Heimreise aus Korea war ziemlich anstrengend, wir sind insgesamt 24 Stunden unterwegs gewesen. Ich nutze jetzt die Zeit in Breitnau zur Erholung, bevor wir am Dienstag zur Nordischen Ski-WM nach Lahti fliegen.
PyeongChang ist für Dich mit den Plätzen fünf und 12 richtig gut gelaufen. Die WM-Nominierung durch Bundestrainer Werner Schuster und ein neuer Schanzenrekord auf der Olympiaschanze waren der verdiente Lohn.
Stephan Leyhe: Das wusste ich erst gar nicht, dass meine 139,5 Meter Schanzenrekord bedeuteten. Der Krafti (Stefan Kraft) war ja im Training vorher auf 143 Meter gesprungen. Mein erster Schanzenrekord im Weltcup und dann noch auf der Olympiaschanze dort, das ist cool. Das steht jetzt zumindest mal bis zum nächsten Jahr, bis Olympia. Olympische Spiele sind natürlich auch ein weiteres großes sportliches Ziel für mich. Die ganze Saison läuft richtig gut. Top Ten war immer mein Ziel, das habe ich dreimal geschafft.
Die von Bundestrainer Werner Schuster beim Weltcup in PyeongChang ausgerufene WM-Quali für Karl Geiger, Andreas Wank und Dich für zwei weitere WM-Plätze neben den bereits nominierten Andreas Wellinger, Markus Eisenbichler und Richard Freitag war sicherlich nervenaufreibend. Den Druck hast du offenbar gut in Leistung ummünzen können.
Stephan Leyhe: Mit Druck komme ich ganz gut klar. Die Besten müssen zur WM fahren, und gegenseitig puscht man sich natürlich auch immer wieder. Natürlich bin ich sehr glücklich, dass ich das geschafft habe. Meine erste WM, das ist schon klasse. Ich freue mich sehr darauf.
Am Dienstag fliegt ihr zur WM in den hohen Norden. Es ist deine erste Teilnahme bei einem solchen Großereignis, klammert man die Team-Silbermedaille bei der erfolgreichen Skiflug-WM am Kulm im Vorjahr mal aus. Was sind Deine Ziele für die Titelkämpfe in Lahti?
Stephan Leyhe: Erst einmal muss ich schauen und mich auf der Normalschanze und der Großschanze zurechtfinden. Mein Ziel ist es, mich für die verschiedenen Konkurrenzen anzubieten und bei allen Wettbewerben mitzuspringen. Sollte ich im Team-Wettkampf dabei sein dürfen, besteht natürlich auch eine Chance, eine Medaille zu gewinnen. Das haben die bisherigen Team-Weltcups gezeigt, dass wir da gute Chancen haben.
In Breitnau und Hinterzarten im Schwarzwald, wo du wohnst und trainierst, sind die Menschen wie in deiner Upländer Heimat ebenfalls stolz auf Dich. Was bedeuten dir Schwalefeld und Willingen?
Stephan Leyhe: Ich wohne zwar hier unten im Schwarzwald, aber Schwalefeld und Willingen bleiben immer meine Heimat. Ich komme aus dem Upland. Und der Ski-Club Willingen und all die Menschen dort haben immer viel für mich gemacht und machen weiterhin viel für mich. Das weiß ich sehr zu schätzen. Klar, es ist auch ein Zuhause, das ich in Breitnau habe. Aber an erster Stelle werden immer Schwalefeld und Willingen stehen, daran hängt mein Herz.
In der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft vertreibt ihr euch regelmäßig die Zeit mit Schafkopfspielen. Ist das in Bayern so beliebte Kartenspiel nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Severin Freund weiter möglich? Hast Du dich neben dem Skispringen als einziger Preuße im Team auch beim Schafkopf verbessern können?
Stephan Leyhe (lacht): Das hängt immer von der Tagesform ab. Vier Leute braucht man, die bekommen wir in der Regel immer zusammen. Eigentlich kann es jeder im Team spielen. Und es ist immer wieder ein gelungener Zeitvertreib, um nach den Wettkämpfen abends etwas runterzukommen. Es macht auf jeden Fall großen Spaß, weil es auch immer den einen oder anderen Spruch gibt. Die Stimmung in der Mannschaft ist trotz aller Konkurrenz sehr gut, jeder gönnt dem anderen seine Erfolge.
Mit den guten Platzierungen steigen auch die Ansprüche. Im Team-Weltcup hast Du in Zakopane für Deutschland schon ganz oben auf dem Siegerpodest gestanden, auch in Willingen seid ihr als Dritte in den Medaillenrängen gewesen. Lockt das „Stockerl“ jetzt auch im Einzel?
Stephan Leyhe: Klar, die Ziele sind immer da. Ob ich das diese Saison schaffen kann, weiß ich nicht. Es kommt auf die Tagesform an und wie die anderen Springer drauf sind. Da hängen mehrere Faktoren zusammen, auch das gewisse Quäntchen Glück, was du für Windbedingungen erwischst, spielt dabei immer eine Rolle.
Der Elsässer Pierre Heinrich (Foto) hat schon für viele Top-Springer wie beispielsweise Sven Hannawald das Material zur Verfügung gestellt. Wie wichtig ist das für Dich? Du gehörst zum Team von SPORT2000.
Stephan Leyhe: Pierre Heinrich ist mit all seiner Erfahrung für den Bau der Sprungski zuständig. Er ist eine wichtige Persönlichkeit. Ronald Brandl macht das Marketing bei meiner Skifirma SPORT2000. Ich stehe mit beiden als Vertrauenspersonen in engem Kontakt, es gibt eine sehr enge und gute Zusammenarbeit. Es ist für mich als Sportler enorm wichtig, mit meinem Sprungski gut klar zu kommen. Mein Material ist absolut top.
Als Managerin betreut dich Petra Behle mit ihrer Agentur. Wie läuft das Zusammenspiel mit der früheren Biathlon-Weltmeisterin und Olympiasiegerin vom SC Willingen?
Stephan Leyhe: Ich bin froh, dass ich von Petras Erfahrung profitieren kann. Ich schreibe mit Petra regelmäßig und gebe ihr Rückmeldungen, weil sie bei den Skisprung-Weltcups außer in Willingen an der Mühlenkopfschanze nicht vor Ort ist. Das ist optimal und passt super gut. Ich fühle mich hier rundherum hervorragend betreut.
Stephan, der Ski-Club und alle Mitglieder drücken die ganz fest die Daumen für eine gute WM. Viel Erfolg für dich und das deutsche Team.
Stephan Leyhe: Das freut mich sehr. Ganz herzlichen Dank und viele Grüße an alle in der Heimat. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen nach der Saison.
Bei folgenden Wettbewerben der WM in Lahti ist ein Start von Stephan Leyhe auf den Salpausselkä-Schanzen möglich:
Fr., 24. Februar 14.30 Uhr - Qualifikation Normalschanze (HS 100)
Sa., 25. Februar 17.30 Uhr – Einzel-Wettkampf Normalschanze (HS 100)
So., 26. Februar 17.30 Uhr – Mixed Team (HS 100)
Mi., 1. März 18.00 Uhr – Qualifikation Großschanze (HS 130)
Do., 2. März 18.30 Uhr – Einzel-Wettkampf Großschanze (HS 130)
Sa., 4. März 17.15 Uhr – Team-Wettkampf Großschanze (HS 130)
Schanzenrekordhalter Normalschanze – Jurij Tepes (Slowenien) mit 101 Metern
Schanzenrekordhalter Großschanze – Andreas Widhölzl (Österreich) mit 133,5 Metern
Dieter Schütz - Weltcup-Pressechef