Skiflug-WM Plancia 11.12.2020
Geiger und Eisenbichler winkt Edelmetall
Starke deutsche Flug-Staffel in Planica
Zwei deutsche Skiflieger haben zur Halbzeit im Tal der Schanzen in Planica beste Aussichten auf Edelmetall. Der Oberstdorfer Karl Geiger (431,2) liegt bei der Skiflug-WM in Slowenien nach zwei von vier Wertungsdurchgängen überraschend in Führung. Der 27 Jahre alte Allgäuer flog auf 241 und 223,5 Meter und rangiert damit vor dem norwegischen Favoriten und Dauerkonkurrenten Halvor Egner Granerud (221+229,5/426,6) ) und der eigentlichen deutschen Hoffnung Markus Eisenbichler (425,7) aus Siegsdorf, der nach 220 m und Windpech zum Auftakt im zweiten Durchgang 247 Meter weit flog und damit nur um einen Meter seinen deutschen Rekord verfehlte. In Planica hatte Eisenbichler im Vorjahr auch seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Die aus dem Vorwinter nachgeholte WM zählt diesmal nicht zum Weltcup. „Eisei“ hatte am Vortag schon die Qualifikation gewonnen und auch Geiger nach seiner „Babypause“ in Nishni Tagil seine Stärke angedeutet. Beide DSV-Adler haben jetzt echte Gold-Chancen.
Österreichs „letzte Hoffnung“ Michael Hayböck (245,5+217) ist Vierter, Titelverteidiger Daniel Andre Tande (14.) aus Norwegen schon ohne jede Chance. ZDF-Experte Toni Innauer: „Die Karten sprechen für die Deutschen.“ Cheftrainer Stefan Horngacher („Etwas gibt es immer zu meckern“) konnte mit seinen Athleten dennoch mehr zufrieden sein, nachdem Eisenbichler in der Probe noch eine wackelige Schrecksekunde erlebt hatte. Pius Paschke (395,7/212,5+ 224,5) bei seiner WM-Premiere auf Rang elf und Youngster Constantin Schmid (389,4/216,5+219,5) als 13. steuern auch gute Resultate an, liegen von den Medaillen aber ebenfalls etwas weiter entfernt.
Allerdings kann sich die deutsche Flug-Staffel auch beste Chancen für den Teamwettbewerb am Sonntag (16.00 Uhr) ausrechnen . Der dritte und der entscheidende vierte Durchgang im Einzel sollen am Samstag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) stattfinden. Mehrere Topspringer wie Simon Ammann, Severin Freund oder Andreas Wellinger (beide nicht berücksichtigt) sowie Österreichs Gesamtweltcup-Sieger Stefan Kraft, der mit Rückenproblemen kämpft, sind im Einzel von Planica nicht am Start. Ammanns Teamkollegen Deschwanden und Peter fehlen nach einer Corona-Erkrankung ihres deutschen Trainers Ronny Hornschuh. Der neue Weltcup-Direktor Sandro Pertile steuert die Wettkämpfe corona-bedingt auch telefonisch und per Videokontakt aus der Ferne. Das abschließende Teamfliegen findet am Sonntag (16.00 Uhr) statt.
"Im Zweiten habe ich eine Granate gezündet, da musste viel raus", sagte der 29-Jährige im ZDF, nachdem er mit der Tagesbestweite von 247,0 m bis auf einen Meter an seinen 2017 und 2019 an gleicher Stelle erzielten deutschen Rekord herangekommen war: "Unten habe ich gemerkt: Jawoll, der geht richtig geil ab." Dass es nur Platz drei mit 425,7 Punkten im Zwischenklassement für "Eisei" wurde, war einem schwächeren ersten Versuch (220,0 m) bei ungünstigem Wind geschuldet. Der Rückstand auf Geiger, der nach einer Granate im ersten (241,0) und einem soliden Flug im zweiten Durchgang (223,5) auf 431,2 Punkte kam, beträgt umgerechnet viereinhalb Meter. "Ich bin ein bisschen überrascht. Ich wusste zwar, dass ich weit fliegen kann. Dass ich nach der Halbzeit in Führung liege, damit habe ich nicht gerechnet", sagte Geiger: "Der erste Sprung war aber erste Sahne."