Club-News 06.03.2018
Bernhard Kröll: „Willingen kann Biathlon“
Ob Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier, ob Martina Beck oder Miriam Gössner oder Nadine Horchler. Sie sind alle durch seine Schule gegangen. Bernhard Kröll und seine Trainingsgruppe in Krün können mit den Titeln, Medaillen und Weltcupsiegen durchaus mit den Bundesleistungszentren in Ruhpolding und Oberhof mithalten. Auch wenn es Insider verwundert, der Deutsche Skiverband hat sich noch nicht um den Familienvater bemüht, vor Jahren hatten die Österreicher und einige kleinere Nationen bei ihm angeklopft. Vergeblich. Der Familienvater genießt die Zeit mit Frau und Kindern, auch seit er vor zwei Jahren bei Weltcups in den USA und Kanada eingesprungen war und die Reisestrapazen und das ganze Drumherum im Weltcup erlebt hat.
Am Wochenende war der erfolgreiche Trainer zum vierten Mal in Willingen, „allerdings zum ersten Mal bei einem Winterwettkampf“. Die deutschen Nachwuchs-Meisterschaften im Biathlon mit dem Finale im Deutschlandpokal standen im Weltcuport der Skispringer an. „Willingen kann auch Biathlon“, sagt Kröll. „Der Verein hat sich wieder voll reingelegt. Die Begeisterung für Biathlon ist zu spüren. Wettkampforganisation und Rahmenprogramm waren einmal mehr perfekt.“ Alle haben sich gefreut, dass sie Anfang März noch so gute Bedingungen vorgefunden haben.
2010 war Kröll noch mit Magdalena Neuner im September bei den deutschen Biathlon-Meisterschaften anlässlich 100 Jahre Ski-Club Willingen in der EWF-Biathlon-Arena vor Ort. Danach noch zwei Mal beim Nordcup, der großen Talentschau des Nachwuchses. „Wir brauchen diese Zentren im Bundesgebiet verstreut. Nur mit den beiden großen Leistungszentren können wir das Niveau auf Dauer nicht halten“, sagt der ehemalige Skijäger, der seine Laufbahn beendet hat, als er eingesehen hat, dass es nicht ganz nach vorne reicht. Immer weniger junge Menschen seien bereit, hunderte Kilometer von zuhause wegzuziehen, um ihren Sport zu betreiben.
Leider sei der Termin der Titelkämpfe nicht ideal gewesen, weil einige der besten Nachwuchsathleten parallel bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Otepää/Estland am Start gewesen sind. Auch der Willinger Sven Lohschmidt hatte sich dafür qualifiziert, musste aber erkrankt absagen. Als Willingens Ski-Club-Präsident Jürgen Hensel vor 37 Jahren zusammen mit Klaus Helfrich und Tobias Lindner deutscher Junioren-Vizemeister mit der HSV Staffel im Biathlon geworden war, starteten insgesamt 25 Staffeln bei den Titelkämpfen. 2018 waren es mit den neuen Bundesländern zusammen gerade mal neun.
Dass die heimischen Biathleten von Trainerin Susen Fischer am Ende einen kompletten Medaillensatz zu Hause behielten, stimmt auch die wieder sehr engagierten „Free Willis“ froh und wurden so für ihren Einsatz in allen Bereichen in der EWF-Biathlon-Arena entlohnt. Immerhin hat Willingen eine lange Tradition im Biathlon und hatte sich speziell um das Damenbiathlon mit Petra Behle, Martina Göbel und Inga Schneider sowie Trainerin Renate Schinze international verdient gemacht.
Am Montagvormittag trainierte Nadine Horchler (Foto) noch einmal mit Bernhard Kröll, ehe es nach Russland zur Fortsetzung des IBU-Cups ging. Am Ende des Winters wollen beide entscheiden, wie es weitergeht. Auch bei Laura Dahlmeier sieht es ja so aus, dass die Rücktrittsgerüchte eben nur Gerüchte gewesen sind. Vielleicht kehrt auch Miriam Gössner wieder zu Kröll zurück. Die junge Mutter und Ehefrau von Felix Neureuther denkt an ein Langlauf-Comeback. „Unter meiner Verantwortung hat sie 2009 in Liberec und 2010 in Vancouver Medaillen geholt und ist einmal in Val di Fiemme knapp an Bronze vorbeigelaufen“ Man spürt selbst aus der Ferne, welches Vertrauen die Sportlerinnen in Bernhard Kröll setzen.