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Trotz großer Baustelle ist Willingen nächstes Jahr Treffpunkt der Skisprung-Elite

Erstellt von: Friederike Weiler

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Mitte Dezember in Willingen. Es ist ungewöhnlich mild für die Jahreszeit, feiner Nieselregen liegt wie ein grauer Schleier über dem Strycktal. Schon aus der Ferne ragt ein Baukran über die Baumwipfel, als wolle er die Mühlenkopfschanze übertrumpfen. Je näher man kommt, desto lauter sind dumpfes Rütteln und metallisches Schlagen zu hören. Ein Bagger frisst sich langsam durch den aufgeweichten Boden neben dem Kampfrichterturm nach oben zum Springerlager. Bauzäune und tiefe Furchen prägen den Auslauf – viel Matsch, wenig Winteridylle. Wer derzeit an der Mühlenkopfschanze vorbeikommt, fragt sich sicherlich, wie hier in sechs Wochen ein Weltcup-Skispringen stattfinden soll. Zwar stehen bereits die Tribünen und Schnee wurde auch schon produziert – doch ansonsten gleicht die Anlage einer riesigen Baustelle.

Der Grund: Der Bau des neuen Mühlenkopfliners, eines modernen Schrägaufzugs, der die alte Standseilbahn ersetzt. Der Bau begann im August. „Dass der neue Aufzug noch nicht beim Weltcup zum Einsatz kommt, war im Vorfeld klar“, sagt Markus Hensel, Geschäftsführer des Ski-Club Willingen. Für die Skispringerinnen und Skispringer gibt es eine Übergangslösung: Shuttlebusse über den Fahrweg zur Schanze – abgestimmt mit der FIS. „Dank zusätzlicher Busse unserer Partner wird das alles gut funktionieren“, so Hensel.

Damit das Weltcup-Skispringen vom 29. Januar bis 1. Februar 2026 auch ansonsten reibungslos läuft, wurde die Bauphase zweigeteilt: Bis zum Weltcup sollen Rohbauarbeiten an Berg- und Talstation sowie die Fundamente entlang der Strecke stehen. Nach dem Event folgen Schienenmontage und Fertigstellung. „Die Eröffnung ist für Sommer 2026 geplant“, sagt Hensel.

Die größte Herausforderung war bisher die Baugrubensicherung der Talstation. Bei Probebohrungen zeigten sich harte Gesteinsschichten, Schiefer und lose Schichten: „Ohne Betonspritzwand und Netzsicherungen wäre das Arbeiten an der Talstation nicht möglich gewesen, was natürlich alles nicht einfacher gemacht hat“, so Hensel. Und die Bauzeit um rund zwölf Wochen verlängerte.

Auch die Organisation ist anspruchsvoll: „Ein Teil des Festzeltplatzes wird derzeit für Material genutzt. Das Zelt wurde daher nur zur Hälfte aufgebaut und erst zwei Wochen vor dem Weltcup vollständig errichtet“, sagt Markus Hensel. Normalerweise steht es bereits im November. Und auch die Container und Sanitäranlagen werden erst geliefert, wenn die schweren Baufahrzeuge weg sind. „Das wird noch einmal eine Herausforderung, weil sich zeitlich alles ballt.“

Wieso hat man mit den Bauarbeiten nicht früher begonnen?  „Wir wollten eigentlich erst im Oktober starten, weil wir die Umsätze von der Bahn her brauchten und wir außerdem eine Kooperationsvereinbarung mit dem Skywalk haben, damit die Besucher einfacher zum Eingang kommen“, sagt der Geschäftsführer und fügt an: „Da der Zeitplan aber recht eng gesteckt war, haben wir uns auf August geeinigt und konnten die Sommerferien, in denen die meisten Besucher kommen, zumindest noch mitnehmen.“

Großer Pluspunkt: Auf dem Weg wurden auch die gesamten Stromanschlüsse und Leitungen neu verlegt, auch wenn der Auslauf dafür umgegraben werden musste. „Nach über 20 Jahren war das ohnehin notwendig“, so Hensel. Und um zu verhindern, dass die Erde später in den Schnee übergeht und ihn verdreckt, wird die Fläche noch mit Heu abgedeckt. „Schließlich wollen wir beim Weltcup schöne Fernsehbilder haben.“

Und da gibt’s direkt einen weiteren Zeitdruckfaktor: Der große Baukran darf während des Weltcups nicht stehen bleiben – eine weitere Vorgabe der FIS, weil er im Fernsehbild nicht auftauchen darf. „Wir hoffen, dass wir bis dahin zumindest das Dach der Bergstation draufhaben“, sagt Markus Hensel

Doch trotz aller Verzögerungen und Herausforderungen ist eines schon jetzt sicher: Die Willinger Mühlenkopfschanze wird rechtzeitig zum Weltcup-Skispringen bereit sein – auch wenn bis dahin sicherlich noch ein paar Nachtschichten anstehen werden.

Container